Anna hielt nicht in ihren Bewegungen inne, begann aber zu
reden.
Kannst du mir bitte die Zutaten in den Rucksack
packen? sie wies dabei ohne hinzuschauen auf einen Haufen Säckchen, die
sich auf dem Verkaufstresen stapelten. Mit der anderen Hand kramte sie weiter
in der Unordnung...
Der "Rucksack" war eine riesige Ledertasche, mit etlichen Schnüren und Klappen und zwei dünnen Lederriemen, mit der man sie sich auf den Rücken schnallte.
Darin waren schon ein bisschen Wechselkleidung, Proviant, Seife, Tücher und die wichtigsten alchemistischen Werkzeuge
verstaut. Außen am Rucksack hingen kleine Töpfe und Schalen an Ösen, zusammen
mit Besteck und weiterem Krimskrams.
Anna zog ihren Arm wieder an sich und suchte nun mit beiden Händen auf dem Boden. Immer wieder stand sie auf, ging zu einer der offenen Schubladen, wühlte darin herum und zog Papierbögen heraus, die sie dann sorgfältig zusammenrollte, verschnürte und in eine Seitentasche des Rucksacks stopfte... sie sprach weiter...
Wir werden nach Kolran reisen... erklärte sie ...ich muss dort etwas für deine Zurückverwandlung holen. Aber wir
können nicht direkt reisen... Man sucht wieder Moichi... ihre Stimme
wurde düster und sie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu
lassen... Dabei griff sie nach ein paar bunten Kerzen und Zündhölzern, die sie dann auch in eine Seitentasche des Rucksacks packte...
Die Kopfgeldjäger gehen vermutlich von Kolran aus... Rudolf
hat es mir vorhin erzählt... In zehn Tagen werden sie hier sein... Wir werden in die Berge gehen...
Anna stand auf und trat an Doramae heran.
Hier sie hielt den Eisenhandschuh in einer Hand Den hat ... Rudolf für dich anfertigen lassen. Er meint, damit könntest du deine Klaue verstecken...
Sie reichte der Moichi außerdem noch ein dunkelblaues Stoffbündel. Einen Moment lang starrten sie sich gegenseitig in die Augen... Das kam alles so überraschend... Dann fasste sich die Alchemistin wieder.
Wir müssen uns tarnen. Zieh das an. Das sind alte Tempelkleider... So wird man uns vielleicht für Tempeldiener halten und keine dummen Fragen stellen... hoffentlich...
Daraufhin zog sie sich selbst ein langärmliges dunkelblaues Gewand über und zog die daran befestigte Kapuze tief ins Gesicht. Dann nahm sie eine kleine Dose und einen Schwamm.
Halt jetzt still. und bevor Doramae es sich versah, hatte sie ein weiß gepudertes Gesicht.
Das ist trockenes Wurzelpulver, nichts weiter. Aber wenn wir uns tarnen wollen, dann richtig. sagte sie, als sie ihr eigenes gebräuntes Gesicht puderte und aus dem Fenster starrte. Die Nacht breitete sich über dem Himmel aus.
Gehen wir. damit hievte sie sich den Rucksack auf den Rücken und verließ mit Doramae den Kräuterladen. Eine Laterne an einem Stab diente ihnen als Lichtquelle in der Dunkelheit.
...
Dem Fuchs, der sich auf all das keinen Reim machen konnte, kam das allerdings alles ziemlich geplant vor. Woher hatte Anna alte Tempeldienergewänder? War es irgendein glücklicher Zufall? Oder verschwieg die Alchemistin ihnen irgendetwas? Er nahm sich vor, sie ab sofort im Auge zu behalten, auch wenn Doramae ihr blind zu vertrauen schien... Jetzt hatte er erst Recht einen Grund, Anna seine wahre Identität zu verschweigen... Irgendwas stimmte hier nicht... Doch was, wenn sie Recht hatte und man wirklich auf der Suche nach Moichi war? Dann waren sie in Gefahr... Der Fuchs fühlte sich plötzlich sehr unwohl und unvertraut ind der Welt, die einst seine gewesen war und nun sehr fremdartig schien...
Bald hatte die kleine Gruppe Alwitsch hinter sich gelassen und folgte nun dem Weg in die Berge, die sich am Horizont erhoben...